Mein Mann und ich wollten am „Internationalen Tag des Waldes“ mit einem lieben Bekannten einen Waldspaziergang im sogenannten „Paradies“, einem herrlichen Rundweg mit gesundem Hochwald machen. Für mich wurde es ein Trip „vom Paradies in die Hölle“! Dieser idyllische Waldteil war gerade durch Kahlschlägerung zerstört worden. Die großen jahrhundertealten Holzstämme waren bereits auf dem zu einer „Autobahn“ verbreiterten Weg für die Holztransporter weggebracht worden. Einige kleinere Stämme lagerten noch am Wegrand.
Harvester standen noch herum, um ihr „Werk“ zu vollenden. Diese Maschine
schlägert Bäume
rasch und
effizient, aber ihre
Spuren und
Schäden sieht man noch lange auf dem
Waldboden.
Warum mir dieser
Kahlschlag besonders weh tat? Wieder wurde ein
Naturjuwel zerstört! Wieder war ein
Paradies verschwunden! Wer wird jetzt die
Hangrutschungen verhindern? Wird der Rundweg wieder gesperrt? Werden sich die
Waldtiere zur Tränke zum Bach hinunter trauen?
Unsere Eltern und Großeltern haben immer mit Bedacht geschlägert und den Wald gepflegt. Zählt heute nur Gewinn bei den großen Waldbesitzern?
In der Vorwoche habe ich im Fernsehen Beiträge über die verdorrten Orangenbäume in Kalifornien gesehen, über die immer tiefer zu grabenden Brunnen, weil das Grundwasser so tief zurückgeht und über die schlechte Trinkwasserqualität in vielen Regionen unserer Erde. Wann wird es bei uns so weit sein?
Lichtblick
Mitten in dieser Zerstörung sehe ich einen
Menschen mit leuchtender
Warnweste. Er wurde mit der
Wiederaufforstung betraut. Fünf – bis sechstausend
Fichtensetzlinge soll er in den nächsten Wochen wieder anpflanzen. Normalerweise hätte ich bei soviel Engagement bei der Wiederaufforstung eines Waldes vor
Freude einen „Luftsprung“ gemacht, aber diesmal stand ich noch unter
Schock über diesen im
Kahlschlag befindlichen
wunderschönen Hochwald.
Im Nachhinein muss ich der Urbarialgemeinde des Nachbarortes für die sofortige Wiederaufforstung ein großes Lob aussprechen, denn unsere Urbarialgemeinde überlässt das der Natur! Unsere Eltern und Großeltern haben den Urbarialwald in siebzig Teile aufgeteilt, damit jährlich nur einer dieser Waldstücke geschlägert wurde und somit jede Generation Holz zum Schlägern hatte. Unsere Vorfahren haben vorbildhaft immer auch an ihre Kinder und Enkelkinder gedacht. Und jetzt? Ausreden wie Samenbäume, Naturbewuchs, etc., damit nur ja niemand die Mühe des Aufforstens übernehmen muss!
In der Bezirkszeitung, wurde deshalb einer Person anonym „Nestbeschmutzung“ vorgeworfen. Ich fühlte mich sofort angesprochen! Aber ich fühle mich als „Nestbewahrerin“ und will nur unsere noch gesunde Landschaft, unser Naturjuwel , unseren Waldbestand schützen und retten!
Anlässlich des internationalen Tag des Waldes wurde in der Bezirkszeitung unser Wald gepriesen, weil er aus 3,4 Milliarden Bäumen besteht. Das kann ich wiederum nicht glauben! Einige dieser Bäume sollen sogar 1000 Jahre alt sein. Welch ein Glück für diese seltenen Exemplare! Weiter wird berichtet, dass eine Fichte pro Tag 1.000 Liter Sauerstoff erzeugt und ein Baum bis zu 100 Jahre braucht, um voll ausgewachsen zu sein. Zugleich wird unser Wald als wichtiger Wirtschaftsfaktor hervorgehoben, denn es wird jährlich Holz im Wert von 3 Milliarden Euro exportiert! Von England bis Japan werden mit unserem wertvollen Holz Hotels und Bürogebäude errichtet!
Ich kann diese Euphorie nicht teilen, sondern frage mich: Schützen andere Länder ihre Wälder? Vergeuden wir unsere wertvolle Ressource Wald? Wird deshalb derzeit auf „Teufel komm raus“ bei uns geschlägert? Hat die Holzindustrie sehr gute Werbestrategen engagiert, die mit Arbeitsplätzen und Exportmöglichkeiten argumentieren? Ist den Verantwortlichen die Zerstörung unserer Wälder, die wichtigen Lebensräume für Tiere und wertvollen Erholungsräume für Menschen egal? Sind meine Rückschlüsse abwegig?
Meine Ziele: Früher – Aufforstung! Heute – kluge Abholzung und Aufforstung! Gesunde Lebensräume durch zukunftsorientierte Investitionen in den Naturschutz, Umweltschutz und Waldschutz! Gemeinsam agieren und informieren!